Über die Anfänge von Elementar: von der Entstehung einer Vision bis zur Firmengründung
Dr. Hans-Peter Sieper ist der Gründer der Elementar Analysensysteme GmbH, die sich Anfang der 1990er aus der Heraeus-Gruppe gelöst hatte. Unter seiner Führung entwickelte sich Elementar zu einem der weltweit führenden Hersteller von Analysatoren für die organische und anorganische Elementaranalyse. Eine Umsatzsteigerung um das 11-fache zeugt von der Stabilität und gleichzeitig anhaltenden Entwicklungsdynamik dieser Neugründung.
2017 erhielt er aufgrund seiner unternehmerischen Durchsetzungskraft im internationalen Wettbewerb, seiner branchenweiten Anerkennung als Fachmann auf seinem Gebiet sowie der Pflege des direkten Kontaktes zu seinen Mitarbeitern den Mittelstandspreis des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (MVMW).
Im gleichen Jahr wechselte Dr. Hans-Peter Sieper von der Geschäftsführung in den Aufsichtsrat, wo er auch heute noch in dieser Funktion tätig ist.
Wir haben Herrn Dr. Sieper danach gefragt, vor welchen Herausforderungen er bei seiner Firmengründung stand und was er heute einem Unternehmensgründer mit auf den Weg geben kann.
Die Elementar Analysensysteme GmbH ist Ihr Lebenswerk. Was war das für ein Weg, aus der ehemaligen DDR kommend, eine Firma in Hessen zu gründen?
Ich bin damals aus Jena gekommen, dem Traditionsstandort für feinmechanisch-optische Produkte und Zentrum der Forschung und Entwicklung wissenschaftlicher Forschungsgeräte, die in dieser Zeit stark von der optischen Spektroskopie dominiert waren. Mein Doktorvater an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Roland Paetzold, war anerkannter Molekül-Spektroskopiker und eines der jüngsten Mitglieder der Nationalen Akademie Leopoldina, 1652 gegründet mit Sitz in Halle.
Grundvoraussetzung für meine spätere Entwicklung waren die Erfahrungen im Gesamtgebiet der instrumentellen Analytik in Forschung, Lehre, Vertrieb und Marketing.
Ich war lange Zeit tätig als wissenschaftlich technischer Berater bei Carl Zeiss in Jena für die Produktgruppen der Analysentechnik sowie später auch Mikroskopie und Ophthalmologie. Das war eine unvorstellbare Dichte und Breite an Technologien und Applikationen und damit eine gute Schule auch für strategische Analysen des Gesamtmarktes der Instrumentellen Analytik. Auf diese Zeit bei Carl Zeiss gehen auch meine guten Kontakte in die Marktgebiete Fernost zurück.
Mit 42 Jahren bin ich also zu Heraeus gekommen, mit nichts in der Tasche, als ein paar Zeugnissen, und sollte damals das Instrumentengeschäft voranbringen. Schnell war klar, dass ich eigentlich auf einem Schleudersitz saß, da man diesen Bereich eher herunterfahren als aufbauen konnte. Ich bin Dr. Jürgen Heraeus dennoch sehr verbunden, dass er mir die Möglichkeit gegeben hatte, dadurch etwas Eigenes aufzubauen. So gründete ich Anfang der 1990er Jahre die Firma Elementar Analysensysteme GmbH.
Ich wusste schnell, ich kann das und ich will das. Mir war bewusst, dass ich gute Leute an Bord hatte, die mit mir den Weg gehen und ich war derjenige, der die Verantwortung dafür übernehmen durfte. Da geht man eine Verpflichtung ein, nicht nur für Geräte und Zahlen, sondern auch für Menschen und für ganze Familien.
Mit dieser Pflicht kann nicht leichtfertig umgegangen werden. Ich habe daher auch heute noch wenig Verständnis für Leute, die mit fremdem Geld ins Risiko für andere gehen und sich dennoch Unternehmer nennen.
Wie haben Sie so schnell die Fähigkeiten, die ein Geschäftsführer benötigt, aufgebaut?
Nun, es war klar, ohne Spezialisten aus dem laufenden Kerngeschäft schaffe ich das nicht. Die Heraeus Kollegen fühlten sich in sicherem Hafen, wer geht da schon das Risiko ein, eine Firmengründung mitzugestalten?
Also musste ich überzeugen - und ich habe wirklich viel Zeit in Mitarbeitermotivation investiert:
Am Anfang bestand die Kernmannschaft aus etwa 40 Personen. Und die Mitarbeiter fragten sich: Wie soll eine Mannschaft aus nur 40 Personen alle Funktionsbereiche einer Firma abdecken? Wer soll das leisten? Es ist uns aber gelungen, alle Bereiche abzudecken.
Zu Beginn arbeiteten wir z. B. noch mit einem Karteikartensystem: Auf diese Karten wurde alle relevanten Informationen zu Lieferanten geschrieben und mit einem Lochkartensystem konnte man dann die Karteikarten nach definierten Kriterien filtern. So wurde damals noch eingekauft, das war abenteuerlich, aber es hat funktioniert.
Manchmal muss man sich Dinge einfach zu Herzen nehmen, sie anfassen und mit gesundem Menschenverstand handeln. Ich wollte zum Beispiel so schnell wie möglich finanziell unabhängig sein: unabhängig von Banken und anderen Geldgebern, die mir irgendwie in meine Entscheidungen hineinreden könnten. Das Ziel habe ich verfolgt und erreicht.
Natürlich lag die Beachtung der korrekten betriebswirtschaftlichen Regularien in der Hand von (nur) zwei qualifizierten Personen, die auch für die Personalarbeit eingesetzt wurden. Unser damaliger kaufmännischer Leiter verantwortete auch noch die Fertigungsplanung und Steuerung der Materialwirtschaft. Eine heute schier unglaubliche Aufgabenhäufung. Bei Fragen des Außenhandelsrechts kam mir eine frühere Qualifizierung in Außenhandelsökonomie zugute.
Besonders nützlich konnte ich selbst meiner neuen Firma in den Bereichen der Produktinnovation, Marketing und der Entwicklung von neuen Exportmärkten sein. Das bedeutete in der Konsequenz, dass ich neben den Aufgaben als Geschäftsführer persönlich die Leitung der Produktentwicklung übernommen habe, ebenso das Marketing und den Bereich Produktmanagement.
Bei der Entwicklung neuer Märkte lagen meine Schwerpunkte auf China, Japan und den USA. Vorteil dieser mehrfachen Verantwortlichkeit waren neben erheblichen Kosten- und Zeitersparnissen das frühe Verlassen der Verlustzone nach Firmengründung. Besonders hervorzuheben ist dabei der schnelle Aufbau unserer weltweiten Exportorganisation in über 90 Ländern durch unseren damaligen Vertriebsleiter.
Als Geschäftsführer hat man auch weniger Zeit für das eigene Privatleben. Was hat Ihre Familie damals zu Ihrer Entscheidung gesagt?
Nun, wir haben die Entscheidung gemeinsam getroffen. Natürlich muss man hart dafür arbeiten. Wochenende gibt es für Selbständige eher weniger. Meine Frau ist Dermatologin. Ich habe Sie dennoch damals ermutigt, eine eigene Praxis zu gründen. Später war sie als niedergelassene Fachärztin erfolgreich.
Was würden Sie Start-up Gründern heute mit auf den Weg geben?
Da gebe ich Ihnen ein Beispiel aus dem Sport: Ich war passionierter alpiner Skifahrer. Da ist viel Training gefragt, damit die Läufe gut sind. Aber am Ende, wenn der Lauf doch nicht so gut war, muss man „beißen“, man muss die Kraft haben weiterzumachen, zu kämpfen und sich eben auch mal ärgern, wenn man es nicht geschafft hat. Das ist der Antrieb für mehr, zum Weitermachen. Generelle Tiefenentspannung gibt es nicht. Mut, Kampfgeist und der Glaube an sich selbst, das braucht es.
Man muss sich davon verabschieden, zu glauben, dass alles geregelt ist oder irgendwie geregelt wird. Nein, man muss die Dinge selbst in die Hand nehmen, sich dafür einsetzen und aus Fehlern lernen.
Und, man merkt sehr schnell, dass man viel mit anderen Menschen zusammenarbeitet - sie sind das wichtigste Kapital. Wenn man das nicht kann oder möchte, dann sollte man es lassen.
Persönlich hatte ich nie Probleme in Fragen der Akzeptanz oder mangelnden Unterstützung durch Kollegen oder Vorgesetzte auf Grund meiner Herkunft.
Hessen ist ein guter Ort für Firmengründer, auch wenn die Entwicklungsschritte und Methoden mitunter ungewöhnlich erscheinen.
Eine Grundregel gibt es noch: man sollte nichts anfassen, von dem man nichts versteht, und ein bisschen Arroganz dabei hilft manchmal auch. (Erzählt er mit einem Zwinkern.)
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